Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki
- Matthias
- 25. Jan. 2014
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Nov. 2024
Kurz vorneweg: die Gedanken hier im Blog über gelesene Bücher sind nur kurz und oberflächlich gehalten, ausführlichere Betrachtungen zu manch einem Roman sind bei den Rezensionen zu finden.

Zu Haruki Murakamis neuem Werk Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki: Nach dem für mich unguten Ausrutscher seines letzten Buches 1Q84, das auf mich wie eine ausufernde, beliebige und allzu konstruierte Fantasystory wirkte, die nur wenig von den anmutig eigen(artig)en Welten des eigentlichen Schreibgeistes Murakamis zu tun hatte, hat Murakami mich mit seinem neuen Roman wieder für sich gewonnen: die Faszination der geheimnisvollen Tiefe und der Besonderheit seines eigentlich kargen, hin und wieder fast wortarmen Stils gestalten eine Story, die mich nahezu in einem Atemzug von Anfang bis Ende bei sich behält und die in diesem Roman wieder den typischen murakamischen Sog entwickelt. Ursula Gräfe, die Übersetzerin von Murakamis Werken, beschreibt in einem Interview: Ganz typisch für die japanische Literatur ist Murakamis sensationelles Vorgehen, die Alltagswelt, langsam verstreichende Augenblicke wie einen Sonntagnachmittag im Sommer in fantastische, surreale Gegenwelten und Innenwelten zu überdehnen. Diese grotesken Welten werden anders als in westlichen Romanen nie aufgelöst oder integriert. Der Held klinkt sich in den Büchern von Haruki Murakami aus den gesellschaftlichen Funktionsmechanismen aus und findet auch am Ende nicht zurück. Das Vakuum, in dem er sich befindet, wird nicht gefüllt. Diese Außenseiterhelden, die es einfach nicht schaffen, muten sehr modern an. Sie sind aber in japanischen Romanen schon seit hundert Jahren ein gängiges Muster.
Beim Lesen denke ich jedoch auch hin und wieder: selbst wenn die Geschichte mich nah bei sich hat, es fehlt doch ein wenig der Esprit früherer Romane – man denkt als geübter Murakamileser, das eine oder andere schon einmal bei ihm gelesen zu haben, und allzu leicht ziehen die Zeilen vorüber; vielleicht aber ist es auch die schon sanfte Altersweisheit, die leiser, ruhiger werden lässt, entspannter. Oder aber es tut sich eine Tendenz zur kreativen Müdigkeit auf und es täte Not, mal eine längere Schaffenspause einzulegen. Trotz dieser Gedanken hatte ich aber Freude über ein wieder gelungeneres Buch von Murakami und einige intensive Lesestunden inmitten seiner nur ihm eigenen Schreibwelt.
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