Shanghai fern von wo
- Matthias
- 20. Nov.
- 1 Min. Lesezeit
Jetzt, da Ursula Krechel den Georg-Büchner-Preis zugesprochen bekommen hat, dachte ich, okay, nun ist's an der Zeit mich mal dieser Frau zu widmen. Wollte schon lange den ersten Roman Shanghai fern von wo ihrer "Trilogie" lesen, allesamt Bücher, die sich intensiv mit Exil, Flucht, Verdrängung und Gerechtigkeit in Erinnerung an die Gefühllosigkeit der Nachkriegsgesellschaft auseinandersetzen.
Ich hab mich zu Beginn schwer getan, in dieses von ihr in ganz eigenem literarischen Stil zusammengeflochtene Werk einzutauchen. Irgendwann aber war ich drin und ihr Schreiben über diese mir fremde Zeit und Welt eines Exils in Shanghai (seit Beginn des Zweiten Weltkrieges bis zu seinem Ende und weitere Jahre darüber hinaus) hat mich gefesselt, berührt und auch angestrengt ob dieses schweren und teilweise grausamen Daseins dort fern von wo. Und ich bin beeindruckt von all diesem Wissen, das sich Krechel mit intensiven Recherchen über Jahrzehnte angeeignet hat und wie sie dieses in ihrer besonderen Sprache formt. Jedes Wort scheint sorgfältig gewählt, jeder Satz trägt Bedeutung. Sie verzichtet auf unnötige Ausschmückungen, aber ihre Sprache ist alles andere als karg. Stattdessen schafft sie es, mit wenigen Worten Stimmungen und Bilder zu kreieren, die mich tief in die Geschichte hineingezogen haben. Letztlich war ich froh, als ich zum Ende kam, da nur selten ein Aufatmen in ein wenig leichtes Freisein hinein möglich ist.
Drum freue ich mich nun auf das leichte, glückliche Geheimnis von Arno Geiger, das da winkend im Warteregal steht.



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