Deutschland umsonst
- Matthias
- 21. Juli 2023
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Nov. 2024

In einer sehr interessanten Ausgabe der Zeit, in der die Redaktion 77 Artikel aus den letzten 77 Jahren der Zeit-Geschichte seit ihrer Gründung 1946 im Rückblick wieder ins Leben gerufen hatte, las ich vor ein paar Wochen einen Ausschnitt aus Michael Holzachs Buch Deutschland umsonst. Angetan davon bestellte ich mir auch gleich dieses Buch und wurde nicht enttäuscht: ein wunderbar literarisches, mit authentischen und klugen Beobachtungen und Erlebnissen gespicktes Schreiben über ein (mit Hintergedanken an eine Veröffentlichung geplantes) Aussteigen ohne jegliche finanziellen Mittel, über eine Wanderung von Hamburg bis München, begleitet von einem Hund, der abgemagert zuvor noch nie ein Draußen gesehen hatte und den er, als er aufbrach zu dieser Unternehmung, aus einem Tierheim ins Leben hinein rettete.
Die Randbemerkung von der Redaktion zu diesem Artikel: Sein berühmtestes Buch findet sich noch heute in vielen Regalen: Deutschland umsonst. Mit nur zwei Notgroschen zum Telefonieren in der Tasche hat sich der Reporter Michael Holzach 1980 auf Wanderschaft durch die Bundesrepublik begeben. Ohne Geld läuft er durch ein Land des Wohlstands, ein radikaler Selbstversuch, aus dem letztlich ein Gesellschaftsporträt wird. Holzach hat bis dahin viel für das ZEITmagazin geschrieben, über Gastarbeiter, Arbeitslose, jugendliche Trinker. Für seine Recherchen trat er meist aus dem Alltag, aus der Welt, wie die Mehrheit sie wahrnahm. Deutschland umsonst wurde nicht bloß ein Bestseller, sondern ein Kultbuch, eine Anleitung zum Aussteigen. Als es verfilmt werden sollte und Holzach mit der Regisseurin im Ruhrgebiet spazieren ging, entlang der Emscher, fiel sein Hund ins Wasser. Holzach sprang hinterher, um ihn zu retten, und ertrank. Er starb mit 36 Jahren.
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