Lanz at it's worst
- Matthias
- 3. Juni 2022
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Nov. 2024
Gestern bin ich ohne Ziel am späteren Abend beim alltäglichen, von mir selten besuchten Talk von Markus Lanz angekommen. Natürlich war auch da der Krieg in der Ukraine das alles beherrschende Thema.
Ich weiß ja, dass Lanz oft seine Rolle als Moderator und Diskussionsleiter dazu nutzt, mit eigenen Ansichten bepackten Fragen die Gäste zu unterbrechen oder nicht ausreden zu lassen, manchmal ist das interessant, immer wieder ist das unangenehm. Im Falle von Frau Guérot, der renommierten Politikwissenschaftlerin mit Leitung des Lehrstuhls für Europapolitik in Bonn, war es ganz schlimm, ich habe nach der Hälfte der Sendung entnervt und fast entsetzt ausgeschaltet. Diese moralische Keule, die er im Verbund mit Frau Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, mit "schillernden" Kriegsbildern und den schrecklichen Schicksalen in der Ukraine spickte, entbehrte für Frau Guérot von Anfang an jeglicher fairer Grundlage ihre eigene Meinung, die viele sinnvolle Gedanken und viel Wissen über eine Friedenspolitik im aktuellen Krieg in der Ukraine beinhaltet, unbedrängt vernünftig darzustellen zu können. Natalie Amiri, auch zu diesem Gespräch eingeladen und Journalistin u.a. in Afghanistan, die so viel mehr an Land und Leute dran ist als eine Frau Strack-Zimmermann es jemals sein wird, saß da wortlos, so hatte ich den Eindruck, und wie ich fassungslos beeindruckt ob dieses Schauspiels, und selbst sie wird von Frau Strack-Zimmermann einer künstlichen Metaebene bezichtigt, die unerträglich sei angesichts des Krieges. Wenn man in solch einer Diskussion sitzt muss man auch beschreibende Worte wie "Metaebene" aushalten und verstehen wollen und dem Ausführenden zugestehen, dass er sich Gedanken macht; dann kann man auch diese sinnvollen Gedanken gelten und in eigene Gedankenkonstrukte einfließen lassen, um einen guten Umgang mit den Tatsachen zu schaffen. Denn jegliche Diskussion über den Ablauf und die Hintergründe eines Krieges ist per se immer abstrakt angesichts der tatsächlich unfassbaren Geschehnisse eines Krieges.
Gerade, da ich diese Zeilen schreibe, schaue ich auch im Netz, ob es andere Reaktionen zu diesem Überstülpungs-Talk gibt und bei der kritischen Website NachDenkSeiten und auch hier gibt es genau darüber Artikel, die mir aus der Seele und der beobachtenden Vernunft sprechen. Ebenfalls erwähnenswert diese Programmbeschwerde an das ZDF vom Verein "Ständige Publikumskonferenz der öffentlich-rechtlichen Medien".Irgendwann werde ich die Tage die zweite Hälfte der Diskussion verfolgen in der Hoffnung, dass Frau Guérot und Frau Amiri letztlich doch noch einen angemessenen Raum bekamen für ihre Haltungen und Ausführungen. Doch ich habe da wenig Hoffnung.
Lanz at it's worst.




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