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  • 13. Juli 2023
ree

Eine liebe Kollegin hat mir vor einigen Tagen dieses Buch ins Arbeitsfach gelegt: ich denke, es könnte dir gefallen. Ihre Intuition hat sie nicht getrogen. Vielleicht kommt es literaturkritisch betrachtet an der einen oder anderen Stelle etwas pathetisch daher, doch das ist mir so etwas von egal: es ist ein ganz und gar wunderbares Buch, das Benjamin Myers da geschrieben hat. Die letzten Abende verbrachte ich viel früher im von der Welt abgeschiedenen Bett, nur um weiterlesen zu können, und letztlich waren es nur vier dieser Abende, dann war es auch schon gelesen. Nun könnte ich sagen, wie man es eben so sagt, dass ich noch gerne so viel länger in diesen klugen, naturverbundenen, lebensnahen, leisen und doch berauschenden Welt- und Seelenberührungen gelesen hätte. Aber nein, so wie es ist, ist es und braucht nicht mehr.

 
  • 25. Juni 2023

Es könnte so einfach sein mit der Spracheingabe. Doch sie und ich sind einfach nicht kompatibel. Und das nicht, weil die üblichen Fehlerquoten ein Nachbearbeiten unumgänglich machen, nein, das würde ich in Kauf nehmen. Aber ich kann einfach nicht frei floatend diktiererisch schreiben, es bleiben mir die gedachten Worte im Munde stecken oder sie kommen erst gar nicht bis zum Zungenschlag. Abgesehen davon, dass ich nie ein guter Erzähler war, der spontan gesprochene Worte findet, liegt es sicher auch an einem Jahrzehnte lang eingeübten Schreiben, das im wahrsten Sinne Hand in Hand geht mit dem Denken. Und dann ist es auch dieser schöne, sinnlich begreifender Vorgang, Text mit den Händen entstehen zu lassen. Ob nun mit dem Stift auf Papier oder mit der Tastatur, ich muss meinen Hände zuschauen können, bewusst oder unbewusst, wie sie den Worten die Chance geben oder auch die Bühne bereiten, um sich entfalten zu können.

Ich werde trotzdem immer wieder mal meine Stimme erheben und in ein Gerät sprechen, das meine Gedanken vor meinen Augen in geschriebenen Text umwandelt, hoffentlich zukünftig zunehmend ausgereifter - aus Gründen einer mir inne wohnenden Faszination für sich entwickelnde Technik und weil es manches Mal einfach bequemer ist. Und doch werde ich bis an mein Lebensende mit Händen schreiben, da bin ich mir sicher, so wie ich gerade diese Worte in mein remarkable tippe, das Licht von außen braucht wie Stift und Papier und nicht ungesund von innen leuchtet. Auch wunderbar handschriftlich lässt es sich damit schreiben und leicht in digitalen Text konvertieren, doch ich will hier keine Werbung betreiben. So will ich mich nun wieder meinem neuen Lesestoff zuwenden, dessen papierig raschelnden Seiten ich ebenfalls von Hand umblättere, denn auch geschriebenen Bücher werde ich niemals mit einem flimmernden Reader lesend ihrer Schönheit als ganze Erscheinung berauben.

 
  • 24. Juni 2023
ree

So ist es oft: wenn sich all die erlesenen Seiten dem Ende zuneigen, dann überkommt mich schon die vorfreudige Neugier auf die ersten Seiten des wartenden, noch unaufgeschlagenen Buches. Jetzt, da ich noch eingenommen bin von den Anekdoten und dem Gedankenpotpourri aus Arnold Stadlers Vergangenheit und von all seinen gescheiten Geistesblitzen über das große Leben der Gegenwart - im hohen Bogen von den alten Griechen bis heute zu Greta, die übers Meer nach New York segelt, zwischen Tuttlingen und Ithaka und darüber hinaus, jetzt, da ich diesem sehnsüchtigen, von selbstironischen Altersreflektionen durchzogenen Schreiben noch immer gerne folge, komme ich nicht umhin, schon in einigen Rezensionauszügen des neuen Buches zu schmökern, wie in dieser vom NDR Kultur:  

Heinrich Thies erzählt: "Meine Tante ist ja - bei allem, was außergewöhnlich an ihr ist - keine Ausnahmefigur. Es gibt ja viele Frauen, die während des Krieges über sich hinausgewachsen sind, Großartiges geleistet haben, und denen man es dann auch wenig gedankt hat und die dann ganz schnell wieder in den Hintergrund treten mussten und im Abseits gelandet sind. Auch darum habe ich dieses Buch geschrieben, um meiner Tante und den Frauen, die während der Kriegszeit diese Dinge gemacht haben, meinen Respekt zu bezeugen. Es ist gewissermaßen eine Verbeugung vor meiner Tante."

"Alma und der Gesang der Wolken" ist das Gemälde einer Zeit, ihrer Moral und Unmoral, ein Gemälde der Lüneburger Heide, die vom Menschen geprägt wurde und die Menschen prägt, die in ihr leben. Es ist eine Reise durch die Zeit und über Kontinente, die sich nachzuvollziehen lohnt.

Dann bin ich mal gespannt...

Nachtrag: Gerade habe ich Stadlers Buch ein letztes Mal zugeklappt und diese letzten Seiten gestalten ein wundervoll leichtes und gehaltvolles Ende, das auch noch nachschwingt, während es nun mit all den anderen Seiten bei den schon lange gelesenen Büchern von Stadler seine Regalheimat gefunden hat. Wie Stadler auf der Fähre vom griechischen Sehnsuchtsort zum italienischen Festland des Nächtens zwischen Gedanken an einen selbstgewählten Tod und dem doch sehr zugeneigten Leben die Sätze findet, die nach all der fast bilanzierenden, privaten und gesellschaftsbeobachtenden Rückschau dem tanzenden Leben nah sein lassen, ist einfach schön. Wie Stadler selbst schließt man die Augen, hört die Wellen des Meeres und den eigenen Atem und das Rauschen der ganzen Welt, die war, die ist und die sein wird.

 

Autor von Hirnstromern

Matthias Wagner

menschliche würde orthopädie des aufrechten gangs also kein gekrümmter rücken vor königsthronen nimm deine füße unter die arme und lauf cry baby nur der frieden ist es mein sohn wofür wir leben die beherrschung der natur ist gekoppelt an die verinnerlichte gewalt des menschen über den menschen gekoppelt an die gewalt des subjekts über seine eigene natur you can go all around the world trying to find something to do with your life baby when you only gotta do one thing well

Aus Wolkenbruch

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