- 5. Feb.
Ob sie mich ansieht, die Weite? Wenn ich in sie hineinschaue, in ihr aufgehe, sie zur Verbundenheit hin begehre?
Ob sie weiß, dass sie bewegt, obwohl sie nur da ist? Und sonst nichts.
Wenn ich ihr nur sagen könnte: du bringst mir Ideen. Und Träume.
Setzt mich in die Tat um und zugleich lässt du mich leise werden.
Und weise manchmal, nur einen Buchstaben tauscht du aus.
Und wenn mein Blick sich löst von ihr, innen, wenn ich an Drohnen denke, an Despoten, die so doch eigentlich gar nicht sein können, an Hunderttausende, die sich zeigen, weil sie Angst haben vor alten Hirngespinsten; dann erschafft sie dieses Durchdringen des Lichts und lässt einen Habicht kreisen, er ruft im leichten Wind.
Manchmal wendet sie sich ab. Dann ist sie müde vom Benutztwerden.
Wenn ich sie dann loslasse, blickt sie sich nochmals um für einen Moment.
Will vielleicht doch wissen, ob ich noch da bin. Und schaue.
- 16. Dez. 2024
Nun habe ich im Zusammenspiel mit dem Hörbuch den ersten Band der Jahrestage gelesen und bin begeistert. Es ist wirklich bemerkenswert, wie Uwe Johnson diese Fülle an Geistesintensionen schriftstellerisch mit hohem literarischem Wert umsetzt, wie akribisch er seine eigenen Erfahrungen und (systemkritischen) Haltungen in die Zeitgeschichte einbettet mit einem nicht enden wollenden Sammelsurium an Beobachtungen, gedanklichen Auseinandersetzungen und fragmentarischen Fakten, und wie er diese weitreichende Collagen gestaltet - und dies alles getragen von einer fast uferlosen Sprachkunst.
Auch wenn es immer wieder schwierige Passagen gibt, die mir unverständlich bleiben oder ich nachschlagen muss zu Personen oder Zusammenhänge, kommt dieses Werk meinem Empfinden nach den mannigfaltigen, teilweise euphorischen Rezensionen der letzten Jahrzehnte sehr nahe, die diese Bände als nicht ausreichend gewürdigtes Jahrhundertwerk bezeichnen.
Der zweite Band liegt schon bereit - ich freue mich darauf. Nachtrag 1.4.25: Nun habe ich die letzte Zeile im 3. Band gelesen und bin immer noch begeistert und kann nur staunend den Kopf schütteln, wie detailliert und kreativ Uwe Johnson aus all seinen umfassenden Recherchen seine Geschichte um Gesine und ihre Tochter Marie webt.
Nun mache ich es aber wie Johnson und lege eine Pause ein - nicht 10 Jahre wie er, bevor er dann endlich seinen 4. und letzten Band der Jahrestage veröffentlichte, aber ein wenig Abstand und Raum für neue Bücher muss jetzt sein.
- 27. Nov. 2024
Hab die Tage zufällig einen kleinen Artikel über die restaurierte Neuauflage des Kult-Konzertfilms Stop Making Sense (Live-Auftritte von drei Abenden im Pantages Theater in Hollywood) gelesen und ich war sofort in Erinnerung schwelgend animiert, mir diesen Film nochmals anzuschauen. In meinen ersten Freiburger Jahren saß ich 1983 mit meinen Freunden groovend im Kino Roxy eines nahegelegenen Städtchens (dort hatte man Nischen, in denen man essen, trinken und rauchen konnte, ganz hinten war eine langgezogene Bar) und ich war begeistert über diese movige Power des genialen David Byrnes und seiner gesamten Truppe Talking Heads und über die hervorragenden Songs, die treibend in Körper und Seele Energie freisetzen. Und auch jetzt, da ich mir diesen Film gerade nochmal anschaue, schwappt diese Energie und die flammende Musik in mich hinein - nur dass heute auf dem gemütlichen Sofa mehr mein Geist die Bewegungen eines mitfiebernden Körpers übernimmt. Geile Musik, grandiose Band, berauschende Auftritte...


