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  • 21. Juli 2015

Heute mache ich es mir leicht und kopiere eine Zitat von Verena Auffermann im Rahmen Ihrer Rezension in Die Zeit zu dem wunderbaren Buch von Saša Stanišić: Vor dem Fest ist ein Geschichtsbuch, vom Mittelalter bis heute, durchsetzt mit Fabeln und Berichten aus der Chronik. Ein Buch über Krieg, Plünderungen, „Herkunft, Heimat, Hobby, Hitler, Hoffnung, Hartz IV“, über Helden, die nicht immer Helden sein können, weil es anderes zu tun gibt. Saša Stanišić, der erfahrene Geschichten-bewahrer, erweckt einen verschlossenen Ort zum Leben, beschreibt dessen Schönheit, Tragik, Leere und Kraft. Ein Buch wie wenige andere. Politisch versiert und stilistisch ein Kunststück. Vor dem Fest ist Mensch, Tier und Natur zugewandt, vollkommen illusionslos und trotz mutmaßlicher Übertreibung vollkommen wahr.

Vor dem Fest ist anders, eigen, eingängig auf literarisch hohem Niveau, ist kreativ, macht nachdenklich und macht Spaß. Lesen!

 
  • 16. Juni 2015
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Was für ein Wälzer! Den zu lesen auf fast 1300 Seiten überraschend wenig Überwindungsaufwand kostet, ein Aufwand, der bei mir sonst beim Durchackern solch dicker Schinken vorherrscht oder mich gänzlich vom Lesen abhält. Das achte Leben aber hat mich von Beginn an bei sich behalten und ich wollte diese epische Geschichte rund um die nah ans eigene Lesehirn heranwachsenden Figuren eines jahrhundertalten, georgisch-russischen Gewebes bis zum Ende begleiten. Erstaunlich, wie gekonnt die 32-jährige Nino Haratischwili dieses gestaltet in seiner vielverzweigten Form und es doch immer am Kern des Wesentlichen entlang im Werdegang der Protagonisten zusammenhält. In diesen Geschichtsfluss eingetaucht, übersehe ich gern hin und wieder die Schwächen des Werkes: die sich durchziehende Diskrepanz zwischen dem Leb- und Leibhaftigen der Personen und den oft einer trockenen Chronik entliehen scheinenden Beschreibungen von zeitgeschichtlichen Tatbeständen; das vielleicht notwendige Pathos in manchen Phasen und die stellenweise spürbare Konstruiertheit, in der die Protagonisten sich zu wenig in die kaum zur Ruhe kommende, politisch bewegte Rahmengeschichte hineinverlieren dürfen; und in Wortkaskaden – die sich entfalten fast wie in einem dieser schon vergangenen, südamerikanischen Epen (Allende, Marquez) – hereinplatzend immer wieder Umgangssprachliches oder literarisch Fehlgriffiges: da strahlte eine voller Stolz um die Wette oder es taucht unvermittelt plötzlich das eine oder andere Wort vor Augen auf, das dem feinen Erzählsamt einen Riss zufügt: omnipräsent (um nur ein Beispielswort zu nennen). Man merkt, dass Nino Haratischwili noch nicht wirklich ein ausgewogen stilistisches Zuhause für eine noch suchende literarische Sprache gefunden hat.

Trotzdem: Das können nicht allzu viele: Hut ab vor dieser intensiven Werkumsetzung, vor diesem immensen Hineinarbeiten bis zu den jahrhunderttiefen Wurzeln ihres eigenen Daseins mit choreographischem Überblick für eine solch weitläufige Romanstruktur. Ich bin dem Lebens- und Leidensweg von Stasia, Christine, Kitty, Daria, Niza und Brilka und all ihren Männern bis zur letzten Seite aufmerksam und gespannt gefolgt.

 
ree

… zumindest vorübergehend.

Ab September ist Wolkenbruch nicht mehr bestellbar, weil ich den Vertrag mit BoD gekündigt habe. Ich möchte Wolkenbruch noch einmal die Chance bieten, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Da ich selbst in den letzten Jahren festgestellt habe, dass an mir nun aber auch so überhaupt kein Selbstvermarkter verloren gegangen ist, wünsche ich Wolkenbruch, dass der nun eingeschlagene schwierige Weg der Verlagssuche – auch über die große Hürde des „Gebranntmarktseins“ nach Veröffentlichung bei BoD hinweg – letztlich mit Erfolg begangen werden kann. Vito von Eichborn hat Wolkenbruch eine hervorragende literarische Qualität attestiert, ich selbst denke frei von Selbstbeweihräucherung, dass Wolkenbruch durchaus literarisches Potential hat für mehr als nur ein Endlagern im heimischen Regal. Drum, wer weiß, vielleicht hat die Intuition im Verbund mit der Gunst der Stunde (Tage, Wochen) etwas in petto, von dem ich noch nichts weiß, also lass ich mich darauf ein und bin gespannt auf die Entwicklungen.

 

Autor von Hirnstromern

Matthias Wagner

menschliche würde orthopädie des aufrechten gangs also kein gekrümmter rücken vor königsthronen nimm deine füße unter die arme und lauf cry baby nur der frieden ist es mein sohn wofür wir leben die beherrschung der natur ist gekoppelt an die verinnerlichte gewalt des menschen über den menschen gekoppelt an die gewalt des subjekts über seine eigene natur you can go all around the world trying to find something to do with your life baby when you only gotta do one thing well

Aus Wolkenbruch

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