- 22. Aug. 2020
Flugs durchgelesen - klar, Der letzte Satz ist ja nur ein kleines Büchlein von Robert Seethaler. Ein wenig schulterzuckend noch kurz darüber nachgedacht, das war es dann aber auch. Man bekommt zwar einen recht nahen Einblick in das Leidenswesen von Gustav Mahler, aber das alles bleibt doch sehr minimalistisch strukturiert und auf eben dieses Leiden und seine Liebe zu Alma reduziert. Mahlers Schaffenswerk bleibt nahezu gänzlich außen vor und auch eigentlich spannende Begegnungen mit Rodin und Freud sind nur kurze, nicht allzu inspirierte Episoden. Trotzdem lassen sich die Seiten gut lesen, ich mag Seethalers eher leichten und lakonischen Stil, der mir durch seine bisherigen Bücher vertraut ist.
- 8. Aug. 2020
Die Hand greift umherstreifend ins saftige Gras. Das es noch gibt, hier im immerwährenden Schatten des Baumes. Weiter drüben das Steppengras, als wolle es Urlaub machen in diesen Breitengraden. Doch es sieht aus, als würde es Gefallen finden an neuer Heimat. Über dem Tal das müde Gleiten einiger Krähen.
Soll ich ein wenig näher rücken?! Hin zu diesem unbekümmerten Blick? Die Sorge überwinden und die Schüchternheit? Waghalsig, mit einem Kuss. Am Duft des reinen Schwunges entlang, vom Ohrläppchen bis hinab zum Acromion. Und der leise Atem, der in Bewegung gerät...
Wind kommt auf als Vorbote dunkler Wolken. Das tagträumende Sehnsuchtsbild beginnt zu flirren und im Gleichfall mit den Bedrohungströpfchen erlischt es, als wäre nichts gewesen. Es war nichts. Was soll auch gewesen sein.
Später, während ich döse am Stamm, wartend auf den Einbruch des atlantischen Tiefs, Schritte in meinem Rücken. Abstand! ruft es in mir. Darf ich mich setzen?! Es ist ja Wind und ich habe es satt, nicht nah zu sein! Dann legt sie den Kopf auf meine Schulter, sie riecht nach Basilikumflieder. Sie ist fremd und nah. Und da. Lange da.
- 14. Mai 2020
... die letzte Seite umgeblättert. Da hab ich doch sage und schreibe über ein Jahr an einem Buch gelesen. Und das nicht, weil es so zäh war und der Ehrgeiz, ein angefangenes Buch auch zu Ende zu bringen, mich immer wieder angestachelt hat. Nein, ich habe es gehalten wie Márti und Jo, die beiden sich über Jahre schreibenden Freundinnen in Zsuzsa Bánks Schlafen werden wir später: mal regelmäßig fast jeden Abend, mal mit Pausen haben sie sich ausgetauscht über ihr Leben, wie es eben so ist, und ich habe die Beiden begleitet und sie mich. Ab und an dachte ich, es wäre schön, selbst einen in der Sprache solch anmutigen und literarisch anspruchsvollen Austausch zu hegen mit einem aus den geschriebenen Worten sich gestaltenden Gegenüber. Zsuzsa Bánks Roman ist eine sprachsprühende Feier der Freundschaft und der Literatur, dieser beiden lebensrettenden Anker, schreibt Wiebke Porombka in der Zeit.
Es war fast wie ein wehmütiger Abschied, als ich diese letzte Seite umblätterte, und ich wäre sicher noch eine ganze Weile zusammen mit Márta und Johanna ein Stück ihres Lebens weiter gegangen, doch ich glaube, Zsusza Bánk hat noch anderes zu erzählen und ich bin gespannt darauf, wie sich ihre Schaffenskraft und ihr Können noch entwickeln und ich freue mich einfach auf die Schönheit ihrer Worte in neuen Büchern.


