top of page

Jahrestage

2. Band

S. 844ff

​

...

Justiz in Mecklenburg wahrend des Nazikrieges:
Fedor Wagner, polnischer Vorschnitter in Grof Labenz, erklärte Deutschland für schuldig am Krieg gegen sein Land. Am 3. September 1939 verhaftet. Vom Zuchthaus Dreibergen-Biitzow wurde er nach Auschwitz verschleppt. Verschollen.

Wilhelm Zirpel, aus Michelsdorf bei Belzig, Binnenschiffer, hatte den Sender Moskau abgehört und in Malchin kriegsfeindliche Äußerungen getan. Verhaftet am 11. Dezember 1939, 5 Jahre Zuchthaus in Dreibergen-Bützow, nach dem 26. Januar 1945 im K. Z. Sachsenhausen.

Johann Lehmberg aus Rostock, Ingenieur, sprach sich gegen die Aufrüstung aus. Seit 1939 im Zuchthaus, wurde er am 22. Januar 1940 in das K. Z. Neuengamme verschleppt, später dort ermordet.

 

Louis Steinbrecker aus Rostock, Gemüsehandler, dienstverpflichtet zu der Walther Bachmann-Flugzeugbau in Ribnitz, wurde am 27. Dezember 1939 wegen »heimtückischer Äußerungen« verhaftet, im Februar 1940 zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt, aus den Strafanstalten Dreibergen-Bitzow verschleppt in das K.Z. Buchenwald, wo er am 31. Juli 1942 starb, »an Lungenentzündung«.


Eduard Pichnitzek aus Neddemin, Arbeiter, unterhielt sich mit polnischen Kriegsgefangenen in ihrer Sprache und trank mit ihnen Bier. Er wurde am 22. April 1940 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Die Haft in Dreibergen-Bützow brachte ihm eine Lungentuberkulose bei, an der er am 25. Januar 1943 starb.

Karl Saul, 43 Jahre alt, aus Schwerin, Klempner, hatte Nachrichten ausländischer Rundfunksender verbreitet. Am 4. Juni 1940 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, seine Frau zu zwei Jahren Zuchthaus.

Martha Siewert, 27 Jahre, aus Teerofen bei Karow, wurde wegen Abhörens der B. B. C. und Ablehnung des Krieges am 17. Juni 1940 zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt.

Hermann Kröger aus Schwerin, Maurer, sprach am 12. August 1940 am Ziegelsee mit zwei Franzosen und schenkte ihnen Zigaretten. Er sagte: die Arbeiter aller Lander müssten zusammenstehen. Er kam für achtzehn Monate ins Gefängnis.

Harald Ringeloth, 20 Jahre, aus dem Reichsarbeitsdienstlager Grevesmühlen, bekam für staatsfeindliche Äußerungen am 14. August 1940 zwei Jahre Zuchthaus.

August Spacek, aus Elmenhorst bei Rostock, Melker, ließ vier polnische Arbeiter in seiner Wohnung ausländische Sender abhören und wurde dafür am 2. Oktober 1940 zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt.

 

Friedrich-Karl Jennewein aus Güstrow, Arbeiter, wurde wegen staatsfeindlicher Agitation am 29. November 1940 zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt, am 3. Juli 1942 in das Konzentrationslager Mauthausen überführt, starb 1946 in Güstrow an den Haftfolgen.

 

Otto Trost, Lebensmittelhandler in Schwerin, hatte die B. B.C. abgehört und mit seinen Kunden über die Meldungen gesprochen. Er wurde dafür am 8. August 1941 zu zweieinhalb Jahren Zuchthaug verurteilt und kam am 20. Oktober 1943 in Dreibergen-Bützow um.

Ein Schneider, ein kleiner verwachsener Mann, schleppte in Neubrandenburg zusammen mit seiner Frau einen Eimer Wasser an, um halbverhungerten, halbverdursteten Kriegsgefangenen einen Trunk zu reichen. Am nachsten Tag wurde das Ehepaar von S. S. abgeholt, ist seitdem verschollen.

Am 9. Oktober 1941 wurde auf der Kroger-Werft in Warnemünde der 6ojährige Erdmann Fünning verhaftet, Bootsbauer. Weil er Nachrichten der B. B.C. unter seinen Kollegen verbreitet hatte, wurden am 21. Januar 1942 10 Jahre Zuchthaus gegen ihn erkannt.

 

Paul Koob, Arbeiter in der Munitionsfabrik in Malchow (I. G. Farben), nannte Adolf Hitler einen Betrüger und das Winterhilfswerk eine Kriegsanleihe. Er wurde am 9. Juni 1942 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

 

Bäckermeister Kohn in Rostock verkaufte vom Herbst 1942 bis Anfang 1943 ungefähr tausend Brote an polnische Zwangsarbeiter, ohne Lebensmittelmarken dafür zu verlangen. Das kostete ihn zweieinhalb Jahre Zuchthaus und 1000 Mark Geldstrafe.

Johann Schulz aus Warin, 68 Jahre alt, beschäftigt in der Waggonfabrik Wismar, wurde im Dezember 1942 ein zweites Mal verhaftet. Wegen Verbreitens kriegschädigender Tatsachen wurde er am 8. März 1943 zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Er erlebte die Befreiung aus den Strafanstalten Dreibergen-Biitzow im Mai 1945 und starb an den Haftschäden auf dem Weg nach Hause, am 12. Mai 1945 in Zernin.

 

Am 10. November 1943 wurden vier Geistliche aus Lübeck hingerichtet, die katholischen Kaplane Johannes Prassek, Hermann Lange, Eduard Müller wegen Abhörens und Verbreitung ausländischer Radionachrichten, der evangelische Pastor Friedrich Stellbrink angeblich wegen der Predigt, die er Palmsonntag 1942, nach dem Angriff auf Lübeck, gehalten hatte.

 

Walter Block, Schachtmeister und Funktionar der K. P. D. in Malchin, wurde im Mai 1939 von neuem wegen illegaler Parteiarbeit verhaftet, war sechs Jahre lang in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Neuengamme und ertrank am 3. Mai 1945 in der Lübecker Bucht, zusammen mit 8000 Gefangenen, die die Nazis im April auf Schiffen hatten wegbringen wollen.

 

Wilam Simic, ein Serbe, arbeitete in den Norddeutschen Dornierwerken G. m. b. H. Wismar als Koch. Weil er sowjetischen Kriegsefangenen im Werk Lebensmittel gab, wurden am 25. Februar 1943 6 Jahre Zuchthaus gegen ihn ausgesprochen.

 

Walter Jahn aus Güstrow, Maurermeister, zu Bauarbeiten in Priemerburg dienstverpflichtet, sagte im Juli 1943 eine deutsche Niederlage voraus und bekam am 11. Oktober 1943 3 Jahre Gefängnis.

 

Theodor Korsell, Regierungsrat und Doktor der Rechte, 52 Jahre alt, hatte nach dem Sturz Mussolinis in der rostocker Straßenbahn gesagt: auch der Führer müsse zurücktreten, da die Deutschen doch nicht mehr siegen konnten. »Und alle wollen wir doch nicht bei lebendigem Leibe verbrennen.« Er wurde am 25. August 1943 hingerichtet.

 

Friedrich Schwarz aus Waren, 54 Jahre, Arbeiter, äußerte vor Kollegen im Betrieb seine Zufriedenheit über den Sturz Mussolinis. Am 16. November 1943 stand im Niederdeutschen Beobachter, daß er hingerichtet worden war.

 

Wilhelm Schröder, Schwerin, Tischlermeister, sagte nach dem Angriff auf Hamburg am 25. Juli 1943: Was, du glaubst heute noch an einen Sieg? Da glaube ich nicht dran und habe nie daran geglaubt. Am 11. Mai 1944 wurden zwei Jahre Gefangnis über ihn verhängt.

 

Karl-August Grabs aus Grabow, 64 Jahre alt, Viehhandler, sagte Ende 1943 vor anderen, der Krieg sei für Deutschland verloren. Deswegen stand er am 26. Februar 1944 vor dem 1. Senat des Volksgerichtshofes und wurde zum Tode verurteilt.

 

Am 21. Marz 1944 wurde um 11 Uhr der polnische Zwangsarbeiter Czeslaw Nowalkowski, 23 Jahre alt, auf der Feldmark des Dorfes Stove bei Wismar erhängt.

 

Otto Voth, 41 Jahre alt, Bauer in Zepelin, Kreis Güstrow, wurde am 29. März 1944 von der Gestapo verhaftet, weil er die Niederlage der Deutschen für nicht mehr aufhaltbar erklärt hatte. Am 25. Januar 1945 wurde eine Zuchthausstrafe von 5 Jahren gegen ihn erkannt, zu verbüßen in Dreibergen-Bützow.

 

Karl Willführ aus Eldena, Binnenschiffer, dienstverpflichtet ins Sprengstoffwerk (Dynamit A. G.) Démitz hatte gegen die Mißhandlungen sowjetischer Kriegsgefangener protestiert. Er wurde im September 1943 von der Gestapo verhaftet, 1944 zu 3 Jahren Zuchthaus verurteilt und am

25. Januar 1945 im Zuchthaus Goll, now in Pommern ermordet.

 

Ella Kahne aus Beckentin bei Grabow gab im Jahr 1944 einem sowjetischen Kriegsgefangenen Gummilösung, damit er seine Stiefel flicken konnte. Ein Jahr Gefängnis.

 

Am 30. November 1944 wurde der Arbeiter Josef Molka, aus Polen gebürtig, seit 1929 in Deutschland, zusammen mit seinen drei Söhnen verhaftet, weil er den Kriegsgefangenen auf Gut Mörslow bei Schwerin zu essen und Nachrichten über die Frontlage gegeben hatte. Belastend wurde fernerhin angerechnet, daß er seinen Kindern eingeschärft hatte, nicht in den Krieg zu gehen, um sich totschießen zu lassen. Er wurde am 15. Januar 1945 zum Tode verurteilt und am 6. Februar 1945 in Dreibergen-Biitzow ums Leben gebracht.

 

In Ziebühl bei Bützow trat August Schlee, Landarbeiter, für die kampflose Übergabe seines Dorfes an die Sowjets ein. Am 2. Mai 1945 erschoß ihn ein Kommando S. S.

 

Marianne Grunthal aus Zehdenick, 49 Jahre alt, Lehrerin, hörte vom Tode Hitlers und rief aus: Gott sei Dank, dann ist der furchtbare Krieg endlich zu Ende. Sie wurde am 2. Mai 1945 auf dem Platz vor dem Bahnhof von Schwerin an einer Laterne aufgehängt. Der Platz heißt heute nach ihr.
...

Autor von Hirnstromern

​

Matthias Wagner - masaihtt@posteo.de

menschliche würde orthopädie des aufrechten gangs also kein gekrümmter rücken vor königsthronen nimm deine füße unter die arme und lauf cry baby nur der frieden ist es mein sohn wofür wir leben die beherrschung der natur ist gekoppelt an die verinnerlichte gewalt des menschen über den menschen gekoppelt an die gewalt des subjekts über seine eigene natur you can go all around the world trying to find something to do with your life baby when you only gotta do one thing well

Aus Wolkenbruch

bottom of page